Thematik und Techniken
1.Thematik
1.1 Saarländische Industrielandschaft
Hiltrud Hartmann hat in ihre Wurzeln in der ehemaligen Industrie-Stadt Neunkirchen im Saarland. Die erste künstlerische Phase beinhaltet die Thematik der
Industrie-Landschaft.
Für die gebürtige Neunkircherin gehörte der Lärm der rangierenden Maschinen, die roten Feuerwolken über der Eisenschmelze, die Sinterstaubwolken, die sich auf Autos
niederließen und in die Häuser eindrangen, zu der Normalität ihres Alltags.
1.2 Naturlandschaft in Aquitanien
Mit ihrer Familie suchte die Künstlerin die Alternative zu der saarländischen Industrielandschaft an der südlichen französischen Atlantikküste, die in den 70-ger Jahren
für den Tourismus noch unbedeutend war. An dem größten Binnensee Frankreichs hinter den hier hohen bewaldeten Dünen, die das Meer von dem flachen Kiefernland trennen, fand sie die Natur
uneingeschränkt in ihrem ambivalenten Verhalten, drohend, abweisend, stürmisch, aber auch mild einladend sich den Wellen und dem glatten Seewasser anzuvertrauen, über das die Wolken sich ständig wie
Puzzle zusammensetzten und neue Bilder entwarfen. Hier entstanden ihre Aquitanien-Bilder in der Technik der Monotypie, Naturlandschaften, charakteristische Häuser, typische Dörfer meistens ohne
Menschen.
1.3 Südamerika
Die Neugierde nach unbekannten Ländern, unbekannten Menschen, ihren Sitten, ihrer Lebensart, ihrer Religion und Denkweise hat sie mit ihrer Familie nach Südamerika
gebracht, wo sie die verschiedensten Gruppen und Völker der Ureinwohner und die eingewanderten Europäer in den verschiedensten Klima-, Landschafts- und Vegetationszonen kennen lernte.
Der Aufenthalt hat ihr Leben, Technik und die Thematik ihrer Bilder verändert und die Ausdrucksweise und Intention der künstlerischen Arbeiten geprägt, in denen sie sich
seither mit den Menschen auseinandersetzt, die ihr begegnet sind und ihr immer wieder bei ihrem jährlichen mehrwöchigen Aufenthalt in Argentinien begegnen.
1.3.1 Buenos Aires
In der Hauptstadt sind es die weißen Frauen, die ihr Selbstbewusstsein durch Mode, Haltung, Gebärde zum Ausdruck bringen. An der "Recoleta", dem Zentrum der High Society
in Buenos Aires, fand sie die Frauen für ihre Bilder „El mozzo“, „las Viejas“, „der Ohrring“ und „Parque Palermo“. In San Telmo, dem Künstler- und Antiquitätenviertel der 14- Millionenstadt, wo
sich
Intellektuelle, Exzentriker, bildende Künstler, Musiker, Sänger, Redner und Zuschauer treffen entstanden ihre Tangobilder. In ihren figurativen Bildern
dokumentiert sie die verschiedensten Charaktere, die sie gerne überzeichnet, übersteigert, indem sie die charakteristischen Merkmale wie dunkle Sonnenbrille, schwarzes Hütchen, blonde oder rote
Haare, meistens schulterlang, Minirock, schwarze Strümpfe betont. Auf ihre Art belächelt sie die weiblichen Eitelkeiten und ordnet sie in ihren Katalog der Vielfalt menschlichen Lebens ein.
Bildergalerie 1
1.3.2 Guaranies
1985 entdeckte Hiltrud Hartmann für sich das Volk der Guaranies, ehemalige Jäger und Sammler, die in Nordargentinien in der Provinz Misiones, einst in den subtropischen
Regenwäldern, heute auf unwegsamem Gelände leben, das ihnen nicht gehört.
Die Distanz von ca. 1250 km zwischen der Hauptstadt Buenos Aires und den Indiodörfern ist mental gesehen unendlich größer. Es sind verschiedene Welten.
Von nun an widmet sich die Malerin ganz der Porträtmalerei, in der Stimmungen wie Freude, Übermut, aber auch Angst, Skepsis, Hoffnungslosigkeit vorherrschen. In ihren
Arbeiten widmet sie sich hauptsächlich den Guarani-Kindern, denn sie sind der Spiegel ihres Volkes, sie tragen den Reichtum ihres Volkstums in sich, aber auch das Schicksal des Volkes, den Verlust
ihrer Identität. Bildergalerie 2
2. Techniken
2.1 Monotypie
Ihre ersten Bilder entstanden in der Technik der Monotypie, dem Einmaldruck, die auch das Thema ihrer Staatsexamensarbeit als Kunsterzieherin war.
2.2 Acrylmalerei
Seit Hiltrud Hartmann sich in ihrer Malerei ganz dem Menschen widmet, benutzt sie für ihre Arbeiten Acryl auf Leinwand, auf Holzplatten oder Karton. In ihren von
Personen beherrschten Bildern wählt sie den raumlosen Hintergrund, oft Grün-Töne, Symbole des Lebendigen, der Natur, des Waldes, mit dem das Volk der Guaranies Jahrtausende in Einklang lebte.
Vereinzelt werden zur Verstärkung der Aussage Requisiten in den Bildaufbau integriert.
2.3 Radierung
Sie verwendet außerdem die Radierung, eine seit dem 17. Jhd. genutzte Drucktechnik, in der sie zur gleichen inhaltlichen Aussage ohne das Hilfsmittel Farbe gelangt,
reduziert auf feinste Linien, die bei der Aguatinta-Radierung durch flächige Grauabstufungen betont werden.
Bildergalerie 4